Danke an Georg Günsberg für diese wichtige Perspektive:

Die FPÖ steht heute in Vorarlberg (fast) wieder dort, wo sie vor zehn Jahren war.
Dazwischen Knittelfeld, FP-Spaltung.
Die Grünen sind heute in Vorarlberg stärker als vor zehn Jahren.
Klar haben sich viele von uns mehr erwartet.
Aber die Interpretetionen sind schon merkwürdig:
Es verliert die VP 4 Prozentpunkte und läßt sich als Sieger feiern, wir gewinnen (ja, nur ein bisschen) und manche- nicht alle – lassen die Köpfe hängen.
Die Vorarlberger Grünen haben, so meine Ferndiagnose in den letzten Jahren eine richtige Politik gemacht.
Eine, von denen sich andere Bundesländer und auch der Bund manches abschneiden könnte.
Scharfe, aber meist sachlich gehaltene inhaltliche Kritik als Oppositionspartei.
Vor allem aber: Konkrete Vorschläge machen, und auch versuchen sie durchzusetzen.
Zeigen, was anders ist, was konkret anders ist, wenn Grün stark ist.
Dass, nur ein kleines Beispiel, in Vrlbg alle Wohnbaugenossenschaften nach Passivhausstandard bauen MÜSSEN, geregelt über die Wohnbauförderung, war so ein konkretes Projekt der Grünen.
Ich höre es schon, und der Einwurf ist verständlich: “Ja, aber der grosse Wahlsieger heisst doch FPÖ”.
Stimmt, und jetzt zum Kern meiner Analyse.
Langjährige Leser/innen dieses Blogs wird eines viellecht aufgefallen sein:
Hier war fast nie von der FPÖ die Rede.
Hier wurde nicht jeder rechte Rülpser, jede gezielte Provokation empört kommentiert.
Weil genau DAS das Hauptproblem ist.
Je mehr man seine Energie der FPÖ widmet, desto mehr Energie (heisst Aufmerksamkeit, mediale Präsenz, letzlich auch Kraft) führt man ihnen zu.
Statt diese Kraft zu verwenden, die eigenen Visionen zu formulieren und auch durchzusetzen.
Sollen doch die anderen sich daran abarbeiten!
Insofern hat sich die Strategie der FP-Gegner/innen in Politik&Medien seit bald Jahrzehnten nicht geändert.
FP Politiker lassen gezielt Provokationen los, und fast alle stürzen sich fast begierig drauf.
Als klar war, dass der jenseitige “Exiljude-sager” zu DEM Wahlkampfthema wird, war mir klar: Die F wird deutlich zulegen.
Soll man also alles ignorieren?
Nein! Aber nicht immer Empörung mit Politik verwechseln.
Entgegnen, entschlossen, manchmal auch mit Emotion, öfters bitte auch mit Witz.
Aber sich nicht vom Kurs abbringen lassen, die eigenen Ziele mit (ein wenig zumindest) Leidenschaft zu thematisieren.
Wenn “der Kampf gegen rechts” die ganze Emotion bereits absorbiert, stärkt man nicht nur ebendiese, sondern die Emotion, das Feuer fehlt für das Eigene.
Dann wirken “Grüne Konzepte” machmal bissl blutleer. Obwohl sie richtig sind.
Deswegen ist auch die grüne Strategie in Oberösterreich richtig:
Herausstreichen, was man will, und mit Stolz auf das verweisen, was man erreicht hat (weil das Ergebnis auch wirklich beachtlich ist).
Mit Ausnahme dieses Postings werde ich auch in Zukunft die FP hier mehr oder weniger ignorieren.
Was nicht heisst, die Themen zu ignorieren, die von ihr angesprochen werden.
Auch hier rate ich zu mehr Selbstbewußtsein.
Auch als Grüner (ich füge hinzu gerade als Grüner) darf und soll man Mißstände anführen, die es z.B. im Zusammenleben zwischen In-und Ausländern auftreten.
Eben nicht, um Ressentiments zu schüren, sondern um Lösungen aufzuzeigen.
Und um auch, zumindest ein wenig Empathie zu bekunden mit Menschen, die verunsichert sind.
Hoffnung geben, statt Angst machen.
Das ist der schwierigere Weg, aber ich glaube der richtige.
Ein zweiter Schluss (nicht nur aus) Vorarlberg:
Wenn es uns nicht gelingt, unsere Demokratie ziemlich grundlegend zu erneuern, vielen Menschen wieder tatsächlich das Gefühl zu geben, Politik werde auch von ihnen und für sie gemacht, dann werden immer mehr sich abwenden, und dort ein Kreuzerl machen, wo sie “dem System”, bzw. “denen da oben” eine reinhauen können.
Die Enttäuschung über die politische Wirklichkeit ist groß und weiter wachsend.
Ich sehe kaum Bestrebungen, sich diesem Problem grundsätzlich nähern zu wollen.
Auch bei uns Grünen viel zuwenig.
(dazu werde ich in nächster Zeit einige Gedanken äussern und Vorschläge machen: Dies möchte ich aber noch durchdenken und abschleifen, derzeit wären sie eine allzu heftige Provokation).